Z Gastroenterol 2019; 57(09): e378
DOI: 10.1055/s-0039-1695617
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Klinische Praxis und Versorgungsforschung: Freitag, 04. Oktober 2019, 16:50 – 18:10, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fatigue bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED): häufig und durch Laboruntersuchungen nicht zu erkennen!

V Jewanski
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
H Hoyer
2   Universitätsklinikum Jena, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Datenwissenschaften, Jena, Deutschland
,
J Ziegler
2   Universitätsklinikum Jena, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Datenwissenschaften, Jena, Deutschland
,
P Grunert
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
A Stallmach
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Fatigue ist bei chronischen und malignen Erkrankungen ein häufig beobachtetes, aber nicht gut verstandenes Syndrom. Die Häufigkeit bei Patienten mit CED ist schlecht untersucht. Unklar ist, ob es paraklinische Indikatoren gibt, die Fatigue anzeigen.

Ziele:

Untersuchung der Ausprägung von Fatigue bei Patienten einer Hochschulambulanz und Zusammenhänge zu anderen Symptomen.

Methodik:

220 CED-Patienten wurden gebeten, die Fatigue Assesment Scale (FAS), den Inflammatory Bowel Disease Questionnaire (IBDQ), die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS), die Global Assesment Scale (GAS) und den Short form McGill Pain Questionnaire auszufüllen (Auswertung ab 95% Vollständigkeit). Zusätzlich wurden demografische und klinische Parameter sowie Inflammationsmarker (Hb, CRP, fäkales Calprotectin) erhoben. Die Erkrankungsaktivität wurde mit dem Harvey Bradshaw Index (HBI) für Morbus Crohn (MC) und dem partiellen Mayo Score für Colitis Ulcerosa (CU) bestimmt. Die Auswertung erfolgte mit Gruppenanalysen mittels Mittelwertvergleich, Korrelation der metrischen Score-Werte und Kreuztabellen.

Ergebnis:

Daten zu 189 Patienten (113 MC, 76 CU) konnten ausgewertet werden. Insgesamt litten 63,5% der Patienten unter Fatigue (FAS Score > 21), 12,2% sogar unter extremer Fatigue (FAS Score ≥35). Dabei unterschieden sich Männer (48% Fatigue) signifikant (p < 0,001) von Frauen (80,9% Fatigue). Zwischen MC und CU ergaben sich keine signifikanten Unterschiede (MC: 63,4% Fatigue; CU: 63,2% Fatigue; p = 0,718). In der Gruppenanalyse zeigten sich signifikante Korrelationen der Fatigue-Scores mit Lebensqualität (p < 0,001), Angst (p < 0,001), Depression (p < 0,001), globalem Befinden (p < 0,001) und Schmerzen (p < 0,001 für Schmerz-total + Schmerz global; p = 0,002 für VAS). Der Zusammenhang zur Erkrankungsaktivität war nur für Morbus Crohn signifikant (MC: p < 0,001). In keiner der Analysen zeigten sich signifikante Korrelationen mit dem Vorliegen einer Anämie (p = 0,538), erhöhten Werten von CRP (p = 0,109) oder fäkalem Calprotectin (p = 0,898).

Schlussfolgerung:

Insbesondere bei Frauen mit CED ist Fatigue sehr häufig. Paraklinische Parameter korrelieren nur unzureichend mit Fatigue. Hier sind einfache psychometrische Testverfahren geeignet, um Hinweise auf ein Fatiguesyndrom zu erhalten.