Z Gastroenterol 2019; 57(09): e307
DOI: 10.1055/s-0039-1695422
Gastroenterologische Onkologie
Margenkarzinom: Diagnostik und Prognose: Freitag, 04. Oktober 2019, 11:45 – 13:13, Studio Terrasse 2.2 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluation der endoskopischen Überwachung bezüglich des Risikos für ein diffuses Magenkarzinom bei Anlageträgern einer pathogenen CDH1-Mutation

R Hüneburg
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
,
T Marwitz
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
,
D Heling
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
,
T Weismüller
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
,
P Lingohr
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
3   Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
,
I Spier
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
4   Universitätsklinikum Bonn, Institut für Humangenetik, Bonn, Deutschland
,
J Kalff
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
3   Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
,
S Aretz
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
4   Universitätsklinikum Bonn, Institut für Humangenetik, Bonn, Deutschland
,
CP Strassburg
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
,
J Nattermann
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Pathogene Mutationen im CDH1-Gen sind mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten eines diffusen Magenkarzinoms (DGC) sowie eines lobulären Mammakarzinoms assoziiert. Das hohe Lebenszeitrisiko für ein DGC und die schlechte Sensitivität für die endoskopische Detektion führen zur Empfehlung zur prophylaktischen Gastrektomie bei Patienten mit einer pathogenen Mutation. Durch die Etablierung erweiterter Panel-Diagnostik bei Tumorerkrankungen steigt die Anzahl an CDH1-Mutationsträgern ohne entsprechende Familienanamnese für ein DGC. In unserer Studie untersuchten wir die endoskopische Überwachung bei Patienten mit einer pathogenen Mutation im CDH1-Gen mit positiver oder negativer Familienanamnese.

Methoden:

Angehörige aus 22 Familien mit einer pathogenen CDH1-Mutation wurden untersucht und erfasst am Nationalen Zentrum für erbliche Tumorsyndrome in Bonn von 2008 bis März 2019. Die Ergebnisse von endoskopischer Überwachung, Histopathologie und Operationen wurden verglichen zwischen Betroffenen mit positiver oder leerer Familienanamnese für ein DGC.

Ergebnis:

Wir identifizierten 43 Mutationsträger, von denen aufgrund unvollständig vorliegender klinischer Daten fünf aus der finalen Analyse ausgeschlossen wurden.

Bei allen 38 Patienten erfolgte eine endoskopische Untersuchung, bei 33 eine Gastrektomie. Bei 27/38 (71%) der Mutationsträger wurde mindestens ein Siegelringzellkarzinom gefunden. Hierbei gelang nur bei 9 Patienten endoskopisch der Nachweis eines Karzinoms. Bei 3 dieser 9 Patienten wurde das Karzinom hier nur in Zufallsbiopsien gefunden. Sieben der 27 Karzinom-Patienten hatten keinen erstgradig Verwandten mit diffusem Magenkarzinom und erfüllten auch nicht die Kriterien für eine CDH1-Mutationsanalyse (26%).

Schlussfolgerung:

In mehr als 80% der Mutationsträger zeigte sich der histopathologische Nachweis eines diffusen Magenkarzinoms. Die Endoskopie zeigt keine Sicherheit in der Detektion von Karzinomen bei diesem Patientenkollektiv.

Die Familienanamnese ist kein Korrelat für ein Magenkarzinomrisiko und sollte somit im Widerspruch zur kommenden S3-Leitlinie „Magenkarzinom“ in einer Entscheidung für eine prophylaktische Gastrektomie bei Anlageträgern einer klar pathogenen CDH1-Mutation nicht ausschlaggebend sein.