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DOI: 10.1055/s-0039-1695272
Der SAPS 2 Score unterschätzt das Mortalitätsrisiko bei Lebererkrankungen und Sepsis: Ergebnisse einer retrospektiven Studie auf einer gastroenterologisch-hepatologisch-nephrologisch geführten, konservativen 22-Betten Intermediate Care Unit (IMC) an einem Westdeutschen Transplantationszentrum
Publication History
Publication Date:
13 August 2019 (online)
Einleitung:
Der Simplified Acute Physiology Score (SAPS) 2 und SAPS 3 wurden in multizentrischen Studien an > 10,000 Patienten unterschiedlicher Intensivstationen validiert. Bis dato existieren jedoch nur wenige Validierungsstudien an IMC-Patienten.
Ziele:
Untersuchung des SAPS 2 und SAPS 3 Score hinsichtlich der Mortalitätsrisiko (MR)-Vorhersagekraft in einem Patientenkollektiv mit schweren gastroenterologisch-hepatologischen und/oder nephrologischen Erkrankungen auf der konservativen IMC.
Methodik:
In einer retrospektiven Analyse wurden im Zeitraum von Januar 2014 bis Juni 2015 bei jedem IMC-Patienten der SAPS 2 und SAPS 3 Score mit den jeweiligen prädiktiven Mortalitätsraten bei Erstaufnahme erfasst und unter Berücksichtigung der tatsächlichen Mortalität die standard mortality ratios (SMRs) berechnet. Zur Beurteilung der Diskriminierung (Wahrscheinlichkeit korrekter Mortalitätsvoraussagen bei Überlebenden und Verstorbenen) wurde die area under the receiver operating characteristic curve (AUROC) berechnet. Zur Überprüfung der Kalibrierung (Genauigkeit der vorausgesagten Mortalitätsraten zum Endergebnis) wurde der calibration belt angewandt.
Ergebnis:
Die Krankenhausmortalitätsrate lag unter 305 Patienten bei 30,2%. Während SAPS 3 die Moralität auf 29,9% voraussagte, ermittelt SAPS 2 eine prädiktive Mortalitätsrate von nur 17,4%. Dementsprechend ergeben sich SMRs von 1,01 (95% Konfidenzintervall, KI: 0,8 – 1,21) für SAPS 3 und 1,74 (95% KI: 1,37 – 2,09) für SAPS 2. Besonders hohe SMRs wurde bei SAPS 2 für die Erkrankungen Zirrhose (SMR 2,51, 95% KI: 1,71 – 3,3), Leberversagen (SMR 2,59, 95% KI: 1,68 – 3,5) und Sepsis (SMR 3,57, 95% KI: 2,22 – 4,91) verzeichnet. Beide Scores zeigten eine akzeptable Diskriminierung mit einer AUROC von 0,71 (95% KI: 0,65 – 0,77) für SAPS 2 bzw. 0,77 (95% KI: 0,72 – 0,82) für SAPS 3. Deutliche Unterschiede lassen sich indes bei der Kalibrierung nachweisen. Während der SAPS 3 durchweg adäquat kalibriert (P= 0,906), erreicht der SAPS 2 vor allem wegen der starken Unterschätzung bei Patienten mit niedrigem vorhergesagten MR eine schwache Kalibrierung (P< 0,001).
Schlussfolgerung:
In unserer Analyse zeigte sich der SAPS 3 score akkurat in der MR-Prädiktion. Der SAPS 2 score unterschätzte das MR, insbesondere bei Lebererkrankungen und Sepsis.