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SAR-Werte von Mobiltelefonen

Sicherheitsbewertung und Risikowahrnehmung

SAR values of mobile phones

Safety evaluation and risk perception

  • Originalien und Übersichtsarbeiten
  • Published:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Aims and scope

Zusammenfassung

In der Diskussion um den vorsorgenden Gesundheitsschutz bei Mobilfunktelefonen ist die spezifische Absorptionsrate (SAR-Wert) ein wichtiges Thema. In einer experimentellen Studie wurde untersucht, welche Wirkung die Information über verschiedene SAR-Werte (unterhalb des geltenden Teilkörpergrenzwerts von 2 W/kg) auf die Bewertung der Sicherheit von Mobilfunktelefonen durch potenzielle Handynutzer hat. Es zeigt sich, dass 94% der Probanden den SAR-Wert ihres eigenen Handys nicht kennen. SAR-Werte unterhalb des Grenzwertes werden nicht als gleichermaßen sicher eingeschätzt, sondern es wird umso mehr Sicherheit gesehen, je kleiner der SAR-Wert ist. Eine vollständige Sicherheit gibt es aber aus Sicht der Untersuchungsteilnehmer nicht, selbst wenn der Grenzwert deutlich unterschritten wird. Der explizite Hinweis (durch das Bundesamt für Strahlenschutz oder durch Verbraucherschutzverbände) auf einen Vorsorgewert ändert die Sicherheitsbewertung nicht. Erwartungsgemäß spielen Unterschiede in der Risikowahrnehmung für die Beurteilung der Sicherheit der SAR-Werte eine Rolle. Diejenigen, die über den Mobilfunk besorgt sind, schätzen die Sicherheit geringer ein als die Unbesorgten — unabhängig von der Höhe des SAR-Wertes. Unbesehen davon zeigen unsere Ergebnisse aber vor allem, dass es zunächst darauf ankommt, den SAR-Wert bekannt zu machen, wenn man ihn als Bewertungskriterium für Mobilfunktelefone etablieren will.

Abstract

The specific absorption rate (SAR) is a prominent topic in the discussion about precautionary health protection. An experimental study investigated the effect of information about various SAR values (below the existing partial body limit value of 2 W/kg) on safety judgments of potential mobile phones users. It turns out that about 94% of the participants do not know the SAR value of their own mobile phone. SAR values below existing limits are not perceived as equally safe. Rather, the lower the SAR value, the higher the perceived safety. However, a majority of the participants does not consider these SAR values to be 100% safe, even if they are clearly below the existing limits. Explicitly indicating a precautionary limit value (referring to the Federal Office for Radiation Protection or to consumer organizations) does not change this safety evaluation. As expected, safety evaluation of the SAR values is also related to the perception of mobile phone risks. Those who are concerned about mobile phone communication give lower safety judgments than the unconcerned—independent of the level of the SAR values. Irrespective of that, our results suggest that establishing the SAR value as a criterion for mobile phones depends first of all on making it known to the public.

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Abb. 1
Abb. 2
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Notes

  1. Dazu die ICNIRP: „Gesicherte biologische und gesundheitliche Wirkungen im Frequenzbereich von 10 MHz bis zu einigen GHz stimmen mit den Reaktionen auf einen Anstieg der Körpertemperatur um mehr als 1°C überein. Dieser Temperaturanstieg ergibt sich aus der Exposition von Personen unter gemäßigten Umgebungsbedingungen durch eine Ganzkörper-SAR von ungefähr 4 W kg−1 während einer Zeit von 30 Minuten. Die durchschnittliche Ganzkörper-SAR von 0,4 W kg−1 wurde daher als Grenzwert gewählt, der einen angemessenen Schutz vor beruflich bedingter Exposition gewährleistet. Ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor von 5 wird für die Exposition der Normalbevölkerung eingeführt, was einer durchschnittlichen Ganzkörper-SAR-Grenze von 0,08 W kg−1 entspricht“ [2]. Übersetzung in [3], S. 79.

  2. Die WHO weist darüber hinaus darauf hin: „However, it does not automatically follow that, above the given limit, exposure is harmful. Nevertheless, to be able to set limits on exposure, scientific studies need to identify the threshold level at which first health effects become apparent. As humans cannot be used for experiments, guidelines critically rely on animal studies. Subtle behavioural changes in animals at low levels often precede more drastic changes in health at higher levels. Abnormal behaviour is a very sensitive indicator of a biological response and has been selected as the lowest observable adverse health effect. Guidelines recommend the prevention of electromagnetic field exposure levels, at which behavioural changes become noticeable“ [4].

  3. Dazu der Herstellerverband BITKOM: „Der vorgeschlagene Zusatz „Umweltzeichen — weil strahlungsarm“ suggeriere zudem dem Verbraucher, dass von Handys eine gesundheitsschädliche Strahlung ausgeht und dass Geräte mit einem nicht vom Ökosiegel akzeptierten SAR-Wert ungesünder als Geräte mit Siegel seien. Diese Suggestion entbehrt jeglichen wissenschaftlichen Hintergrundes“ (http://www.bitkom.org/de/presse/archiv/18029_2154.aspx).

  4. http://www.blauer-engel.de/deutsch/produkte_zeichenanwender/vergabegrundlagen/ral.php?id=89

  5. Diese Auffassung, dass unterhalb der Grenzwerte Sicherheit vorhanden ist, vertritt tendenziell die WHO: „Guidelines indicate that, below a given threshold, electromagnetic field exposure is safe according to scientific knowledge“ [4].

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Die Studie wurde von T-Mobile Deutschland gefördert. Wir danken den anonymen Gutachtern für die kritische Durchsicht des Manuskripts.

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Wiedemann, P.M., Schütz, H., Sachse, K. et al. SAR-Werte von Mobiltelefonen. Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 49, 211–216 (2006). https://doi.org/10.1007/s00103-005-1211-6

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